BEGREIFEN – wie lernen wir?

16.04.2020

Jeder Mensch, jeder von uns hat eine ganz eigene Lieblingsweise neues zu entdecken. Ausprobieren, abgucken, anlesen – autodidaktisch alleine oder didaktisch mit einem Lehrer, langsam oder schnell, ausführlich oder nur die Facts, einmalig oder wiederholt, allein oder mit anderen.

Wie ist es bei dir? Was ist deine beste Art, etwas neues zu entdecken? Und deine schlechteste? Ich staune immer wieder, dass die Mehrzahl der direkt gefragten, dies nicht, oder zumindest nicht ohne darüber nachzudenken benennen und noch seltener für sich auch erklären können.

Unbewusst angelegt

Woran das liegt? Weil die Art, wie wir neues entdecken und hinzulernen schon sehr früh im Kindesalter angelegt wird, und ab dann eher un- bis unterbewusst abläuft. Impulse, dies zu hinterfragen oder zu verändern, müssen stark sein, das heißt, …

  • wir sind wiederholt so genervt und unzufrieden mit der Art oder den Erfolgen
  • wir stoßen an unsere Grenzen und wollen wirklich mehr erreichen
  • eine radikale Änderung im Umfeld, die uns zur Veränderung zwingt.

Die frühe Anlage ist eine ganz individuelle Mischung aus ein bisschen Veranlagung der Gene, sehr viel sozialer Prägung durch Kultur und das direkte Familien- und Freundes-Umfeld sowie ein bisschen beigebrachtem. Ja, nur ein bisschen. Schule hat hier keinen großen Einfluss, da das meiste beim Schulstart schon angelegt ist. Allerdings wäre mehr möglich, wenn das Schulsystem auf lernen lernen ausgerichtet wäre, und nicht auf Stoff lernen und ins System passen. Aber dazu an anderer Stelle mehr. Eine sehr interessante Doku zu der Frage, was unsere Identität formt, gibt es von Arte.

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Unsere Eitelkeit bremst uns

Meistens ab der Pubertät und noch mehr im Erwachsenenalter kommt dann noch der sehr hinderliche Faktor ‚Eitelkeit‘ hinzu, da wir immer mehr den Druck verspüren, bei allem auch noch super cool und sofort spitze aussehen zu müssen. Das ist bei neuem und unbekanntem eher schwierig und führt vermehrt dazu, dass wir immer seltener unbefangen neues entdecken, sondern lieber kneifen, und uns mit mehr oder weniger pfiffigen Sprüchen aus der Affäre zu ziehen versuchen. ‚Ist nicht so meins‘, ‚Ne, jetzt nicht.‘, ‚Hab‘ ich schon ausprobiert.‘, ‚Ich würd‘ ja, aber…‘, ‚Hab‘ ich kein Talent für.‘, ‚Das konnt‘ ich noch nie!‘, u.s.w.. Wie schade.

Diese innere Programmierung glauben wir uns dann immer mehr auch selbst. Eine Abwärtsspirale in Sachen entdecken und empfinden. In meiner Arbeit begegne ich vermehrt Menschen, die in dieser Spirale verkümmern und emotional abgestumpft der Welt begegnen, weil sie das Kribbeln im Bauch, die Aufregung des Entdeckens, den Ansporn des Scheiterns und den Erfolg des Gelingens nicht mehr spüren können. Alle Reize und Rezeptoren dicht. Der natürliche Impuls ist Reizerhöhung, immer wildere Dinge, immer weitere Reisen – oder Schotten dicht und einschließen, weil es ja eh nichts bringt. Beides nicht gut. Wenn du dich in diesen Feldern bewegst, braucht es meistens mehr, als nur den Wunsch, es zu ändern. Es braucht gekonnte Unterstützung.

Verlauf löschen

Und wenn du jetzt denkst, ‚Ich hab‘ Die Welt gesehen – da ist wenig neues für mich dabei.‘ – Pustekuchen. Neues steckt in allem. Ein erfülltes Leben zu führen, heißt für dich auch, erfüllt von Eindrücken, Empfindungen und Erlebnissen. Neuen, alten, neuen alten. Da nichts bleibt, wie es war, und du und ich nie bleiben wir wir waren, kann uns auch vertrautes immer ein bisschen oder sehr neu sein. Unser Gehirn ist jedoch Meister im Vereinfachen, d.h. es liebt Schubladen und Verallgemeinerungen. Feuer ist immer gefährlich, rote Früchte sind immer süß, kaltes Wasser mag ich nicht, Kurzhaarschnitt steht mir nicht, u.s.w..

Wenn wir nicht aufpassen und uns jedes mal neu herausfordern, lenkt uns unser Gehirn im Selbsterhaltungstrieb in ein langweiliges Fahrwasser. Intensiv leben, heißt auch immer wieder, bekanntes neu entdecken. Für die IT’ler: den Browserverlauf löschen, sonst sehen wir die Updates nicht. Unser Gehirn, das wir zu 100% nutzen, hat noch jede Menge Restkapazitäten und ungenutzte Fähigkeiten. Tatsächlich fördert es unsere Gesundheit, wenn wir uns und unser Gehirn jenseits der Extreme fordern. Schade eigentlich, wenn wir es also nur so schlaff rumhängen lassen. Begegnung mit anderen Menschen, Entdecken von neuen Themen, ausleben von Hobbys und Leidenschaften, Rituale unterbrechen und unbetretene Pfade beschreiten, Überraschungen und neue Vorgehensweisen eröffnen dir Galaxien von neuen Empfindungen und Erkenntnissen.

Ein Selbst-Experiment

Ein Selbst-Experiment für deine Verlinkung von Themen und Emotionen? Dein Mitbewohner hat Kopfläuse, und du hast grad davon erfahren oder besser noch, die Läuse und Eier grad selbst entdeckt. Kribbelt es schon? Noch eines? Wenn ich hier jetzt Prof. Dr. Beibringer von der angesehenen Münchner Universität LMA zitieren, oder noch besser im Video einblenden würde – glaubst du diesen Zeilen dann mehr, oder weniger? Warum? Und wenn ich eine aktuelle Amerikanische Studie zitieren würde – wird es besser, oder schlechter?

An was musst du denken, sodass du es stark fühlst und intensive Körperreaktionen wie Kribbeln, Appetit, Wärme, Frösteln etc. echt ausgelöst werden? Das alles ist Prägung, das alles sind Schubladen, die wir in uns kennen und nutzen – aber auch kennen und überlisten sollten. Wenn du dazu mit mir arbeiten willst, schau hier nach passenden Angeboten für dich.

Viel mitkriegen, heißt nicht viel begreifen

In einer Welt, in der das Smartphone und vielerlei andere Medien omnipräsent sind, kriegen wir so viel mit, wie nie zuvor. Das führt jedoch nicht per se dazu, dass wir mehr erleben – oder das wir mehr begreifen. Manchmal sogar im Gegenteil. Die Auswirkungen auf unser Gehirn, bis hin zur Überforderung – und damit auf uns, sind in dieser Arte Doku gut zusammengefasst.

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Probieren geht über studieren

Wenn’s gut werden soll, braucht es ein echtes Aufraffen. Diesen Blogbeitrag lesen, bringt für dich -rein statistisch- sehr wenig. Klingt doof, wenn ich als Autor das hier so schreibe. Nachhaltige Wege in unser Gehirn und dortige Plätze im Gedächtnis sowie deren Verdrahtung mit Emotionen gelingt am besten, je mehr Emotionen und Sinne im Spiel sind – ohne sich oder uns zu blockieren. Bild und Text können nur dann gleichzeitig etwas bewegen, wenn das Bild eine Emotion anstößt, die für den Text öffnet. Text und Musik geht parallel, da verschiedene Sinne im Spiel sind. Zu viel ist zu viel – auch zu viel Schönes kann überfordern. In der richtigen Stimmung sein für etwas, ist wichtig. Und dann ausprobieren, wie wir etwas, dass uns wichtig ist, am besten aufsaugen können. So unterschiedlich wir sind, so unterschiedlich sind unseren Wege.

Heißt? Theoretisch können wir praktisch alles!

Also, mach‘ das beste draus und denk‘ dran, geh‘ es praktisch an und so viel bleibt durchschnittlich hängen:

Ich wünsche dir viel Freude im ausprobieren und freue mich über deine Kommentare und Inspirationen.